EPUBs & Barrierefreiheit

Möglichkeiten der Produktion
über transpect

13. 04. 2018 | Maren Pufe, le-tex publishing services GmbH

Für wen ist Barrierefreiheit wichtig?

  • 0,3% Blinde
  • 1,4% Sehbehinderte in Westeuropa1
  • zw. 2,8% und 9,2% Analphabeten in Deutschland2

1Quelle: WHO, Global data on visual impairment in the year 2002

2BMBF: https://www.bmbf.de/de/nationale-strategie-fuer-alphabetisierung-und-grundbildung-erwachsener-1373.html

Was macht barrierefreie
EPUBs aus?

→ mithilfe assistiver Technologien auswertbar:

1. semantisch gut ausgezeichnete HTML-Daten

  • <p style="font-family:serif; margin:1em 0 1em 2em">Zitattext<p>
  • vs.
  • <blockquote><p>Zitattext<p></blockquote>

2. Korrekte Zeichenkodierung

  • Unicode ist gut, aber kein Allheilmittel
  • Zeichen muss dem Screenreader bekannt sein
  • Bei Versal-Eszett ß wird vom NVDA Reader nur Hex-Code vorgelesen

3. Sprachauszeichnung

  • sorgt für korrekte Aussprache und passende Stimmen

4. Zugängliche Inhalte

Bilder

  • Für Screenreader unzugänglich
  • → Möglichst alternative Texte als Beschreibung hinterlegen (alt-Attribut)
  • rein dekorative Bilder benötigen dies nicht
  • Wer soll diese Aufgabe übernehmen?

Formeln

  • Als Bilder unzugänglich, leider für einige Reader die einzige Möglichkeit einer sinnvollen Darstellung
  • Formeln als MathML → MathSpeak
  • Für Formeln können in EPUB3 Fallbackbilder definiert werden

Tabellen

  • als HTML
  • evt. zusätzlich als Bild bereitstellen gegen Lesegerätprobleme

5. Logische Dokumentstruktur zur Navigation (TOCs)

  • HTML-IHV (nav)
  • möglichst ein landmark-Dokument, welches Bereiche wie Endnotenabschnitte definiert

6. Metadaten

  • Informationen über Qualität der Barrierefreiheit
  • ONIX oder RDFa
  • ONIX Code List 196, Features wie toc nav, Alternativtexte, Language Tagging werden Codes zugeordnet
  • kann im EPUB eingebettet werden

→ EPUB2 bietet von alldem wenige Möglichkeiten

Bessere Lösungen bietet EPUB3

  • Formeln als MathML mit Fallbackbild
  • HTML5 bietet neue Elemente wie section, aside, figure
  • Vokabular dennoch begrenzt; Titelei oder Vorwort
    → div oder section
  • → EPUB 3 Structural Semantics Vocabulary
  • epub:type-Attribute für Elemente, die Textfluss unterbrechen
  • entwickelt um Lesesystemen bestimmtes Verhalten zu ermöglichen und Publikationsworkflows zu unterstützen

epub:type Wimmelbild

  • preface, dedication, foreword, prologue, introduction, conclusion, epilogue, epigraph
  • titlepage, halftitlepage, copyright-page, acknowledgements
  • fulltitle, halftitle, title, subtitle, bridgehead
  • cover, frontmatter, bodymatter, backmatter
  • parts, chapter, division
  • toc, landmarks, loi, lot
  • appendix, colophon, footnotes, endnotes, index, index-entry, glossary, bibliography

Beispiele Fußnote

Herkömmliche EPUB2-Auszeichnung

<p>Hier ist ein bisschen Text
  <sup><a href="#fn-001">1</a></sup>.
</p>

Möglichkeiten mit EPUB3

<p>Hier ist ein bisschen Text
  <aside id="fn-001" epub:type="footnote">
    <p>Und hier die Fußnote</p>
  </aside>.
</p>

→ assistive Technologien können in Praxis wenig damit anfangen

ARIA

Accessible Rich Internet Applications Suite

  • soll Webinhalte und Anwendungen für Menschen mit Einschränkungen besser zugänglich machen
  • → ARIA-Attribute stellen AT weitere Informationen zur Verfügung
  • definieren Rollen, aber z.B. auch Zustände, z.B. bei Buttons
  • falsch angewendete ARIA-Attribute können Fehlaussprache oder kaputte HTML-Renderings verursachen!

Für EPUBs relevante
ARIA-Attribute

Attribut role

  • Basiswerte für landmarks:
    z.B. heading, img, list, list-item, navigation, note, definiton, table
  • zusätzlich gibt es weitere Rollen für Digitales Publizieren
  • Präfix »doc-«
  • doc-endnote, doc-appendix, doc-part

Schritte zu Erzeugung
barriereärmerer EPUBs

1. Spezifikation der Anforderungen an Barrierefreiheit im Verlag

  • Testen der bisherigen Daten
  • Festlegen von Richtlinien
    • Kontraste
    • Typografische Entscheidungen (Lesbarkeit vor Ästhetik)
    • Zusätzliche, beschreibende Inhalte

Neues Prüftool ACE

  • freies Open Source Accessibility Checking Tool
  • entwickelt vom DAISY Consortium
  • z.B. als Kommandozeilentool
  • Ergebnisse in HTML-Report eher manuell zu prüfen
  • maschinenlesbare Version in json
  • gute Grundlage um Richtlinien im Verlag festzulegen

2. Technische Umsetzung mit transpect

Was bietet transpect frei Haus?

  • Über Formatvorlagen erzeugte und geprüfte semantische XML-Struktur
  • → semantische HTML-Elemente und entsprechende epub:type-Attribute, auch bei EPUB2
  • Navigation (toc, landmarks, pagelist)
  • Metadatenverarbeitung (ONIX, Dublin Core)
  • korrekte Sprachauszeichnungen, wenn im Format/Inhalt eingestellt (global, Sprachwechsel)
  • Übernahme alternativer Beschreibungstexte aus InDesigns Objektexportoptionen
  • Mapping von Symbolfonts nach Unicode

Was muss noch getan werden?

  • ++ Semantik: em/strong statt span etc.
  • Umstellung auf EPUB3, mit transpect sehr einfach
  • Einfügen entsprechender Metadaten
  • Hinzufügen von ARIA-role-Attributen,
    z.B. Überführen aus epub:type-Attributen
  • weitere Automatisierungen denkbar, wie doppeltes Bereitstellen von Tabellen

Barrierefreiheit ist nicht nur Technik

  • strategische Entscheidung des Verlags
  • Anforderungen müssen definiert werden
  • Prozesse implementiert werden
  • Qualitätssicherung muss stattfinden

Mit transpect sind Sie gut gerüstet!

Vielen Dank